Fachartikel auf dem Portal „quality-link.de“, 11.08
IRIS: Ein Muss – für Bahntechnik- Zulieferer
Seit dem 1. November 2007 ist dieser bahnspezifische, internationale Standard gültig
und soll nach den Vorstellungen der UNIFE, Union der Europäischen Eisenbahn
Industrien, für alle Bahn- Zulieferbetriebe ab 2009 verbindlich sein.
Es besteht höchster Handlungsbedarf, z. Zt. sind weltweit ca. 60 Unternehmen
nach IRIS zertifiziert, etwa die Hälfte davon hat ihren Standort in Deutschland.
Die UNIFE ist für die Pflege und Aufrechterhaltung dieses Standards verantwortlich.
Das System ist transparent gestaltet und bietet allen Beteiligten einen Überblick über
die Marktteilnehmer mit einem zertifizierten Managementsystem. (Weitere Infos
unter: www.iris-rail.org)
Das Regelwerk, dass spezifisch auf die Eisenbahnindustrie zugeschnitten ist, über
die UNIFE den Auditierungs- und Zertifizierungsprozess regelt und ein
webbasierendes Portal zur Information bietet, ist international anerkannt.
Die Lieferkette der Schienenfahrzeugindustrie setzt sich wie folgt zusammen:
Teilehersteller Systemintegratoren Betreiber
Die Betreiber (Bahnen) haben bereits die IRIS weitestgehend in ihr
Managementsystem integriert und können dadurch auf einen anspruchsvollen,
international akzeptierten und für die gesamte Branche geltenden Qualitätsstandard
bauen. Weiterhin sehen sie die Vorteile in der Optimierung der gesamten Lieferkette,
einer besseren Ausrüstung und auch besserer Schienenfahrzeugsysteme.
Die Systemintegratoren (Hersteller) sind ebenfalls in hohem Maße zertifiziert und
erzielen eine höhere Qualität an ihren Produktionsstandorten und sehen einfachere
und abgesicherte Prozesse bei der Zulassung und Beurteilung von Lieferanten. Dies
wird durch den Zugriff auf die IRIS- Datenbank mit zuverlässigen Daten untermauert.
Die Vielzahl von Lieferantenaudits ist nicht mehr notwendig und spart somit Zeit und
Kosten.
Die Teilehersteller (Zulieferanten) sind nun gefordert, den Vorgaben der Hersteller zu
folgen und das Managementsystem nach IRIS einzuführen. Viele Hersteller sind
dazu übergegangen, in ihre Einkaufsbedingungen die Forderung nach IRIS-
Zertifizierung zu integrieren.
Inhalt des Standards:
Im Folgenden soll ein Überblick zu den Forderungen dieses Standards gegeben
werden, der versucht die noch herrschenden Unsicherheiten in der Bahntechnik-
Zulieferindustrie zu beseitigen.
Dieser Standart spezifiziert in Verbindung mit der ISO 9001:2000 die
Managementsystem-Anforderungen für: → Entwicklung, → Produktion, und wenn
zutreffend auch → Installation und → Kundendienst von Schienenfahrzeugen,
Produkten und Produkten der Signaltechnik. Die Anwendung dieses Standards
erfolgt in der gesamten Lieferkette der Bahnindustrie.
Der Geltungsbereich teilt sich in 20 Scopes (Komponenten/Bereiche) auf und geht
vom Fahrzeugkörper, -anbauten, Energiesystem, Antrieb, Bremssysteme,
Innenausbau bis hin zu Rollendem Material und Signaltechnik.
Ziel:
Das Ziel, dass mit diesem Standard erreicht werden soll, liegt in der Entwicklung und
Implementierung eines weltweit einheitlichen und anerkannten Systems zur
Bewertung des speziell auf die Schienenfahrzeugindustrie ausgerichteten
Managementsystems. Es ist als Gegenstück zu der seit Jahren geltenden ISO/TS
16949 in der Automobilindustrie zu sehen.
Differenzen zwischen der IRIS und 9001:
Die gravierenden Unterschiede der IRIS zur branchenunabhängigen ISO 9001:2000
ergeben sich aus folgenden Forderungen:
  • Projektmanagement,
  • Change Management,
  • Management von Ausschreibungen,
  • RAMS - Reliability (Zuverlässigkeit), Availability (Verfügbarkeit), Maintainability
  • (Instandhaltbarkeit) und Safety (Sicherheit),
  • Wissensmanagement,
  • Absicherungsplan (Notfallereignisse),
  • Konfigurationsmanagement,
  • Erstmusterprüfung (FAI),
  • Obsoleszentmanagement (Alterungsmanagement).
  • Argumente für die Einführung von IRIS:
  • Beschwerden seitens der Betreiber über die Qualität von Schienenfahrzeugen
  • Forderungen nach einer Verbesserung in der Lieferkette
  • Die ISO 9001:2000 ist zu allgemein gehalten und trifft dadurch nicht die
  • spezifischen Anforderungen der Schienenfahrzeugindustrie.
  • Wunsch nach Rationalisierung seitens der Betreiber und Systemintegratoren
  • Besonderheiten bei der Zertifizierung:
    Über den für jedermann zugänglichen Bereich des IRIS Portals sind auch alle von
    der IRIS Gruppe zugelassenen Zertifizierungsstellen erkennbar. Hiernach kann die
    Zertifizierung beantragt werden.
    Als Besonderheit dieses Standards sind die so genannten 12 „K.O- Fragen“ zu
    betrachten, diese entscheiden im Vorfeld über den Reifegrad es
    Managementsystems und sind Voraussetzung für die IRIS- Zertifizierung.
    Die Planung und Durchführung der Audits erfolgt mit dem IRIS- Audit- Tool, einer
    Audit-Software.
    Ein Auditfragenkatalog dient bei der Durchführung des Audits als Basis und ist unter
    Benchmark- Gesichtspunkten so aufgebaut, dass durch einen Scoring Level
    (Berechnung der Gesamtpunktzahl) die Ergebnisse verifizierbar sind. Diese Fragen
    werden nach Offenen Fragen (nach fünfstufiger Skala) und Geschlossenen Fragen
    (Ja/Nein) unterschieden und bilden das Gesamtergebnis.
    Einer Zertifizierung nach dem IRIS- Standard können sich nur Produktionsstandorte
    und Ingenieurbüros unterziehen. Eine Matrixzertifizierung gibt es bei IRIS nicht, so
    genannte Remote Locationens (unterstützende Funktionen an anderen Standorten)
    sind aber in die Zertifizierung ein zu beziehen, wobei aber nur ein Zertifikat
    ausgestellt wird.
    Die Zertifizierung ist erfolgreich abgeschlossen, wenn:
  • alle 12 K.O.- Fragen beantwortet wurden
  • alle Korrekturmaßnahmen (CAR`s) abgeschlossen wurden
  • ein Erfüllungsgrad von über ~ 50% erreicht wurde.
  • Bei besonders positiven Ergebnissen über ≥ 75% werden die Regeln gemäß dem
    Kompensations- und Belohnungsansatzes angewendet.
    Fazit:
    Nach der positiven IRIS- Einführung ergeben sich für die Unternehmen erhöhte
    Erfolgsaussichten, als Zulieferer bei Systemintegratoren gelistet zu werden. Die
    Information über den Stand der Zertifizierung ist über das IRIS- Portal allen
    Systemintegratoren möglich.
    Für die Betreiber erhöht sich die Langlebigkeit und Verfügbarkeit des Rollenden
    Materials, darüber hinaus werden die Lifecyclecosts klarer erkennbar.